Samstag, 22. März 2014

[Gedicht] Starre

Geflogen - mit dir, endlos hoch, endlos weit.
Abgestürzt - vor langer Zeit.
Liegengeblieben - für eine Ewigkeit.

Das Atmen verlernt.

Die Seele eingefroren.
Die Augen verschlossen.
Die Stimme verloren.
Die Haut betäubt.
Die Nase verschlossen.

Starr, dunkel, lautlos, taub, eingesperrt.


Die Ohren geschärft.

Das Denken perfektioniert.

Erinnerungen werden zur Gegenwart,
suchen heim, zwingen in eine Endlosschleife der Sehnsucht.


Sehnsüchte werden zu Träumen,
begleiten, bewachen und behüten, was war,
erhalten, was nie wieder sein wird.

Du bist nicht hier. 
Du wirst nie wieder hier sein.

Aber du bist hier. In mir.
Hast mich allein gelassen, doch nie verlassen.

Eingeschlossen und aufgehoben, für alle Zeit behütet.

Der Aufprall, so hart, wiederkehrender Schmerz. 

Letzte Minuten, Sekunden vor dem freien Fall.

Bodenlos.

Sinfonie des Schmerzes, lautlos und stumm. 
Kein Schrei, keine Träne.

Geflogen - mit dir, endlos hoch, endlos weit.
Abgestürzt - vor langer Zeit.
Liegengeblieben - für eine Ewigkeit.


Geräusche kommen näher, 
dringen in die Träume, fordern Aufmerksamkeit.

Augen geöffnet, Worte gelesen.
Dahintergeblickt.
Zwischen den Zeilen, genauer hingesehen.

Gewartet, lange Zeit. 
Augen und Ohren ersetzen das Herz.

Worte kitten, was einmal zerbrach.
Lachen heilt, was noch immer blutet.

Worte. Nichts als Worte.
Geschrieben, gedacht, gefühlt.

Verdrängt, vergessen, verhasst.

Worte. Nichts als Worte.
Buchstaben, Laute. Gemalt, getippt.

Gelesen.

Alles gelesen.

So tief geblickt. So weit gesehen.

Dankbar.

Einmal noch gesehen, was sein kann.

Einmal noch gehört, was sein kann.

Zu viel gesehen. Zu viel gehört.

Zu wenig erlebt, zu wenig gelebt.

Augen geschlossen, Ohren betäubt.

Geflogen - mit dir, endlos hoch, endlos weit.
Abgestürzt - vor langer Zeit.
Aufgetaut - für Augenblicke.
Liegenbleiben - für alle Ewigkeit.

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(c) 3.11.2013

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